Meldungen von Versuchen, durch Sprengungen Geld aus Geldautomaten zu erlangen, ziehen sich durch ganz Deutschland. Auch im Kreis Viersen leidet die Volksbank Viersen unter den Versuchen, Geldautomaten zu sprengen. Der Vorstand der Volksbank Viersen reagiert - auch auf Anraten der Polizei und des Innenministeriums – mit einer großen Investition, um die Bargeldversorgung der Bürger sicherzustellen.
Zukunft der Bargeldversorgung
Nicht nur im Kreis Viersen gibt es immer wieder Sprengungen von Geldautomaten. Der ländliche Bereich sei diesbezüglich jedoch gefährdeter als große Städte, in denen in den Innenstädten die Fluchtmöglichkeiten für die organisierten Kriminellen geringer seien, teilte Vorstand Michael Willemse nach einem Treffen mit der Sonderkommission „Bekämpfung von Geldautomatensprengungen“ (BEGAS), der Polizei und der Stadt Viersen im Hause der Volksbank Viersen mit. Die Polizei und das Innenministerium sehen die Sprengungen auch als große Gefahr, denn Flüchtende „mit 180 km/h durch Ortschaften oder mit 300 km/h über die Autobahn sind wohl keine Seltenheit“, so der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Viersen Jürgen Cleven. Auch würden die Sprengsätze immer größer, so dass etwa in den Wohnungen über den Filialen lebende Menschen und die Gebäudestabilität gefährdet sind. Die auch von der Polizei und dem Innenministerium empfohlene Lösung: Raus mit den Geldautomaten aus den Filialen.
„Die erste Welle von Sprengungen der Geldautomaten gab es 2020, eine zweite Welle folgte 2021“, informiert Vorstandsmitglied Michael Willemse. Betroffen waren insgesamt fünf Standorte in Viersen-Dülken, Niederkrüchten-Dam und Viersen-Süchteln. Mit Banknoten-Färbesystemen, sowie der Vernebelung der SB-Bereiche in den Foyers der Filialen bei gewaltsamer Türöffnung, reagierte die Volksbank prompt darauf. Die SB-Bereiche wurden zudem nachts geschlossen. 2023 gab es bereits zwei Sprengungen in den Geschäftsstelle Niederkrüchten und Waldniel. „Wir wollen Lösungen für die Kunden schaffen, die Bargeldversorgung muss gesichert sein“, betont Jürgen Cleven. Aktuell werden - mit hohem Aufwand - Sicherheitsdienste vor den Geschäftsstellen postiert. Bargeld gibt es in vielen Geschäftsstellen nur zu den Schalter-Öffnungszeiten. Ein nicht tragbarer Zustand.
Investiert wird nun in große Stahlbetonrotunden, von jeweils fast 13 Tonnen Gewicht, in die ein Geldautomat integriert ist und die vor den Filialen im Außenbereich platziert werden sollen. Die ersten drei Standorte sind bereits in Planung: Waldniel, Niederkrüchten und Viersen-Dülken. Gespräche mit den Bürgermeistern und den Verwaltungen laufen bereits und für die Filiale in Waldniel, bei der sich der Vorplatz im Eigentum der Volksbank befindet, ist bereits ein solches System bestellt. „Bürgermeister Andreas Gisbertz zeigte sich begeistert von der Idee, so die Bargeldversorgung abzusichern“, berichtet Michael Willemse. In Dülken laufen Gespräche mit der Stadt Viersen für die Aufstellung solch einer Betonsäule. Auch in Niederkrüchten wurde ein Bauantrag gestellt. An diesen beiden Standorten sollen die neuen Geldautomaten gegenüber der Filiale auf dem Parkplatz aufgebaut werden. Circa 100.000 Euro werden von der Volksbank Viersen nun pro Säule für diese sicheren Möglichkeiten, Bargeld zur Verfügung zu stellen, in die Hand genommen. Mit diesem neuen Verfahren ist die Volksbank Viersen Vorreiter in der Region.
Das geniale an diesen Stahlbetonrotunden: Sollte hier ein Sprengversuch unternommen werden, schützt eine davor postierte Stele die Umgebung vor möglicherweise herausfliegenden Bauteilen. An das Geld kommen die Kriminellen jedoch nicht, denn laut Hersteller sei das unmöglich. „Der stahlarmierte Beton hat eine Dicke von 12 Zentimetern. An der Rückseite befindet sich eine Hochsicherheitstür, die zusätzlich vergittert ist“, beschreibt Michael Willemse. Von dieser Seite ist kein Eindringen zum Tresorbereich möglich. „Wird von der Frontseite her ein Sprengversuch unternommen, entweicht der Druck durch vier Lüftungsöffnungen im Deckenbereich. Hier befindet sich eine Stahlplatte, die sich im Falle einer Explosion hebt und sofort wieder herunterfällt, so dass niemand an die Lüftungsöffnungen kommt“, erklärt Jürgen Cleven.
„Wir schützen damit auch die Leben der Mieter in den Wohnungen über den Filialen und auch die Arbeitsplätze in den Filialen, die sonst durch die Sprengungen große Schäden davongetragen könnten“, betont er. Bedingt durch die Lieferzeiten für die Geldautomaten kann davon ausgegangen werden, dass im Sommer die Säule in Waldniel aufgebaut wird und im Laufe des Jahres in Niederkrüchten. In Dülken ist die Bargeldversorgung rund um die Uhr vorerst durch einen Wachdienst bei den Geldautomaten gesichert. „Wir würden uns eine bundesweit einheitliche gesetzliche Regelung zu den einzusetzenden Sicherheitsmaßnahmen für die Geldautomaten wünschen“, so Willemse. „Momentan investieren wir immens in Sicherheitstechnik und werden trotzdem gesprengt, weil die Geldautomatensprenger es einfach versuchen. Trotzdem tun wir weiterhin unser Möglichstes und freuen uns, von der Sonderkommission zur Investition in die Geldautomatensäulen bestärkt worden zu sein“, ergänzt er. „Natürlich planen wir auch weiterhin Geldautomaten in den Schalterhallen zu betreiben, die dann aber nach Geschäftsschluss geleert werden.“, fügt Jürgen Cleven hinzu.